Auf Augenhöhe

Der Fonds Soziales Wien (FSW) setzt in der Wohnungslosenhilfe gezielt auf das Wissen und die Erfahrung von ausgebildeten Peer-Mitarbeiter:innen. Wie groß das Interesse an Peer-Arbeit ist, zeigte die vierte exPEERience im April 2024 mit rund 200 Teilnehmenden im Wiener Rathaus.

Auf Einladung von FSW und neunerhaus tauschten sich Peer-Mitarbeitende – also ehemals obdach- oder wohnungslose Personen – mit Führungskräften und Kolleg:innen der Wohnungslosenhilfe, Vertreter:innen der Politik und Interessierten über Praxis, Wirksamkeit und Perspektiven der Peer-Arbeit aus. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit Peer-Mitarbeitenden geplant und durchgeführt. Sie brachten ihren Peer-Standpunkt bei einer Podiumsdiskussion ein, zeigten den Weg von der Peer-Ausbildung bis zur Mitarbeit in einer Einrichtung auf und stellten unter dem Motto „Bühne frei“ ihren beruflichen Alltag vor.

Das Video schaut auf die exPEERience 2024 zurück und gibt Einblick in die Peer-Arbeit.

Wertvolles Erfahrungswissen

Der neunerhaus Peer Campus bietet seit 2019 mit Unterstützung des FSW den Zertifikatskurs „Peers der Wohnungslosenhilfe“ an. Insgesamt wurden bislang 95 Peer-Mitarbeiter:innen ausgebildet. Der FSW fördert ihre Anstellung in Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe mit gutem Grund: Mit ihrer Expertise und ihrem Erfahrungswissen sind sie es, die Unterstützung auf Augenhöhe für obdach- und wohnungslose Menschen ermöglichen.

„Dank der Kooperation mit neunerhaus, einer qualitätvollen Peer-Ausbildung und über 60 geförderten Peer-Stellen ist es uns geglückt, das wertvolle Erfahrungswissen ehemals obdach- und wohnungsloser Menschen in die Wiener Wohnungslosenhilfe zu bringen.“

FSW-Mitarbeiterin Irene Bauer.

Irene Bauer | Wiener Wohnungslosenhilfe Peer-Angebote

Peers partizipieren

Für Weiterentwicklung sorgt auch der erstmals konstituierte dreiköpfige Teilnehmer:innenrat von Obdach Forum, der Vernetzungsplattform für akut und ehemals obdach- und wohnungslose Menschen bei FSW Obdach. Mitspracherecht hat er etwa bei der Überarbeitung des Einrichtungskonzepts, der jährlichen Gruppenentwicklung und bei weiteren wichtigen Entscheidungen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, einen möglichst hohen Grad an Partizipation zu schaffen, gleichzeitig sind Wissen und Kompetenzen der Teilnehmer:innen eine Ressource, die nicht brachliegen soll“, erläutert Teamleiterin Sonja Draesner.

„Die Wahl war ein Highlight: Als ich meinen Namen hörte, bin ich ganz verfallen. Als Teilnehmer:innenrat bin ich nun eine Vermittlungsperson, mit der man einfach reden und Hilfe bekommen kann.“

Mitglied des Teilnehmer:innenrats bei Obdach Wien Gerhard Petrasek.

Gerhard Petrasek | Teilnehmer:innenrat bei Obdach Forum